#ImPorträt - "Helden der Nacht"

Kare - Der Mann für die Englmarer Loipen

"Wenn der Tag erwacht"

Das Loipengebiet Sankt Englmar-Hirschenstein und die Tannenbaumloipe sind seit Jahrzehnten sein Revier

Sonntagmorgen, 03.00 Uhr – Wenn die meisten von uns noch schlafen, beginnt für Karl Leidl der Arbeitstag.
Für den 62-jährigen Loipenspurer aus Sankt Englmar zählt das schon über Jahrzehnte zur Normalität in den Wintermonaten. „Loipenguru“ wird er von Langlauf- und Skatingenthusiasten in den sozialen Medien genannt – In Sankt Englmar längst eine Kultfigur des Englmarer Winters.
Loipen ohne Kare? Geht nicht, gibt’s nicht!
Wer hinter unserem „Loipen-Kare“ steckt, erfahrt ihr im Interview mit ihm:

Interview

1.   Seit wann bist du für die Sankt Englmarer Loipenpflege verantwortlich?
„Seit 01. Dezember 1993. Seitdem bin i zwoa Loipenspurgeräte gefahren und hab mit beiden Raupen insgesamt ca. 11.000 Stunden und ca. 115.000 km zurückgelegt. “
2.   Wie wird man eigentlich Loipenspurer?
„De ham gsagt i muas des macha, also hob i des gmacht! Do bin i scho ins kalte Wasser geworfen worden, aber „learning by doing“ - auf guad deitsch gsogt.“
3.   Würdest du sagen, dass es dein Traumjob ist oder wolltest du eigentlich was anderes machen?
„Durch Zufall hineingeraten, aber mittlerweile zum Traumjob geworden, kann ma scho so sagen – I dua‘s gern!“
4.   Schönstes Erlebnis / Unvergesslich…
„Wenn Leute sagen, dass super präpariert is und i Lob, Wertschätzung und ein DANKE für meine Arbeit erhalte – des gfreit mi gscheid!“
5.   Und das schlimmste Erlebnis / Unschön in Erinnerung geblieben ist mir…
„Die Schneekatastrophe 2005/06. Da bin i nimma aus da Raupe rauskemma. 14 Tage ham wir zu zweit Holz im Langlaufgebiet Hirschenstein rausgeschnitten. Ein wahnsinniger Schneebruch. Des war wirklich hart an der körperlichen Belastungsgrenze: Von 4 Uhr morgens bis 21 Uhr abends täglich unterwegs. Die Schneehöhe am Hirschenstein betrug damals satte 2.80m. Also des war scho a sehr prägende Wintersaison! Aber dauerhaft schlimm und unschön is, wenn Fußgänger, Schlittenfahrer oder Mountainbiker (also ois, wos ned in a Langlaufloipe gherd!) unerlaubt de frischgespurte Loipe betreten und die ganze Arbeit dadurch kaputt machen!!!“
6.   Was macht für dich eine perfekte Loipe (oder wie der Kare es sagen würde: „a saubane Gschbua“) aus?
„Da Schnee muas passen, des is des Wichtigste. Nur wenn der Schnee gut zu pressen ist, bekommt man eine perfekte Spur. Am Tannenbaum alleine ist der Druck und die Geschwindigkeit teils 7-8x zu verstellen, man muss sich ständig nach der Schneequalität richten – Am Hirschenstein muas i im Schnitt alle 500m umstellen.“
7.   Wie viel Zeit nimmt die Loipenpflege in Anspruch?
„Für die Hirschenstein-Loipe brauch i ca. 4 Stunden und täglich ca. 8-10 Stunden für die komplette Loipenpflege. Am Tag leg i alleine am Hirschenstein ca. 47km und insgesamt am Tag fast 80km zurück. Der Höchststand waren amoi 110km – mid laudam eine- und ausseramma.“

8.   Woher weißt du, wie du die Fräse und co. einstellen musst?
„Des is reine Erfahrung und an Schnee und as Gerät muasd natürlich a kenna!“
9.   Was machst du, wenn das Loipengerät einen Fehler meldet/ defekt ist?
„Soweit ich es selber reparieren kann, mach i des selber und wenn‘s a etwas größere Sache is, muss da Mechaniker kemma. Aber in den meisten Fällen kann es selber richten.“
10.   Testest du die Loipe auch selbst?
„Ez nimma. Früher bin i ab und zu grennt, aber ez scho 10 Jahre nimma. I hab aber natürlich meine persönlichen Informanten, de täglich an zuverlässigen Testbericht abgeben"
11.   Ist die Wertschätzung für deine Arbeit groß?
„Unterschiedlich – Die meisten preisen es, aber es gibt halt auch welche, die immer etwas auszusetzen haben.“
12.   Kannst du dir einen Ruhestand so ganz ohne Englmarer Loipen überhaupt vorstellen?
„Des woas i ez no ned. Vielleicht schau i ab und zu nach, ob alles gscheid gmacht is – Ob selber mit de Ski oder doch wieder im Loipengerät bleibt noch offen. Des Wichtigste is erstamoi, dass ma gsund bleibt.“