Kath. Pfarrkirche in Rattenberg
St. Nikolaus
Pfarrkirche St. Nikolaus
Rattenberg wird 1186 genannt in einem Mundiburd des Papstes Urban III., durch das dem Stifte St. Johann in Regensburg Zehentrechte in Rattenberg bestätigt werden.
Die gegenwärtige Kirche ist ein Neubau von 1890. Der Unterbau des Turmes und die Apsis der heutigen Sakristei stammen aus spätromanischer Zeit, der rechteckige Teil der Sakristei geht teilweise auf die Gotik zurück.
Die Pfarrkirche ist ein geräumiger, aber nüchterner Bau ohne ausgeprägte Stilformen. Der eingezogene, rechteckige Chor hat zwei, das saalförmige Langhaus vier Fensterachsen. Flachdecken.
Östlich vom Chor liegt die Sakristei, durch eine moderne Türe in der Mittelachse mit ihm verbunden. Die Sakristei ist schmäler wie der Chor. Zwei Geschosse. Das Erdgeschoss besteht aus einem ungefähr quadratischen, niedrigen, kreuzgewölbten Raum und einer stark eingezogenen Ostapsis. In den rechteckigen Raum führt auf der Südseite eine neuzeitliche Türe; östlich von dieser ein neuzeitliches Fenster. Auf der Nordseite eine Verbindungstüre zum Turm, mit der Jahrzahl 1838. Der Öffnungsbogen der Apsis ist korbbogig. Im Grundriß ist die Apsis, deren Mauerstärke 90 – 100 cm beträgt, außen segmentbogig, innen an der Ostseite leicht segmentbogig, nördlich und südlich verläuft die Seitenwand in einer schrägen Geraden. Die Apsis besitzt zwei spitzbogige Fenster, die mittels Stichkappen in das flache Kuppelgewölbe einschneiden. Zwischen diesen gotischen Fenstern sind außen Spuren eines zugesetzten Rundbogenfensterchens erkennbar.
Die heutige Sakristeiapsis ist offenbar die ehem. Chorapsis der romanischen Kirche. Mehrfache Bauvornahmen in den folgenden Jahrhunderten haben ihren ursprünglichen Charakter allerdings sehr stark verwischt.
Das Obergeschoß der Sakristei entstammt in seiner heutigen Erscheinung dem 19. Jahrhundert. Flachdecke. Zwei Südfenster. Am Ostgiebel ein zugesetztes Spitzbogenfensterchen. Demnach stammt die östliche Giebelmauer der Sakristei noch aus mittelalterlicher Zeit, in der sie als Chorostwand fungierte.
Außen an der Sakristei, in dem vom Turme freigelassenen Teile der Nordwand, befindet sich unten eine annähernd halbkreisförmige Nische. H. 0,26, Sohlbanklänge 0,45, Tiefe 0,28 m. Wohl Lichtnische für den Friedhof.
Der Turm steht nördlich in der einspringenden Ecke zwischen Sakristei und Chor, deren betreffende Mauerteile an ihn angelehnt sind. Der Unterbau – wie bemerkt aus spätromanischer Zeit – hat drei Geschosse. Schmale Lichtschlitze, deren Seitenwände, schräg gestellt, nach innen zu divergieren. Das Erdgeschoß war ehedem von einem Kreuzgewölbe überspannt, dessen Ansätze noch sichtbar sind. Der Turmunterbau schließt mit einem Gesimse aus Viertelstab, Platte und Plättchen. Der Oberbau, mit abgeschrägten Ecken, stammt aus dem 19. Jahrhundert. Spitzhelm über vier Giebeln.
Der Unterbau ist aus Bruchsteinen gemauert, verputzt. Mauerstärke ca. 1,10 m. An der Ostseite des Turmes ist ein primitives Steinrelief eingemauert. Links ein Mann, der mit beiden Händen eine Hacke schwingt; rechts unten ein menschlicher Kopf, über ihm eine Kugel. Granit H. 0,58 m. Eine ziemlich verwandte Darstellung findet sich in Quenstedt. Die Ausführung dürfte in das 12. oder 13. Jahrhundert zu setzen sein. Offenbar handelt es sich um eine ausführliche Darstellung eines sog. Trutzkopfes. Dieser sollte Schutz- und Abwehrzauber bewirken, dem Unreinen den Zutritt ins Heiligtum verwehren. Die Darstellung ist aus dem überlieferten Volksglauben zu erklären.
Sakramentshäuschen. In der Sakristei, an der Ostwand; oberhalb eines tischartigen Kastens, nicht an ursprünglicher Stelle. Das mit zwei Dreieckseiten ausspringende Gehäuse umrahmen zwei Kehlen und ein verkreuzter Rundstab. Seitlich schlanke Dienste mit gedrehten Füßen. Den Abschluß bildet eine mit kleinen Krabben und einer Kreuzblume gezierte Fiale, die von fialenbekrönten Spitzbogen umgeben ist. Diese haben die Form des Eselsrückens und sind abwechselnd architektonisch oder als naturalistisches Astwerk gebildet. Die stützende Konsole, die mit zwei leeren Schilden belegt ist, saß wohl auf einem Wanddienste auf. Spätgotische Arbeit um 1520. Kalkstein. H. ca. 2 m (Gemalter Hintergrund modern.)
Taufstein. Den Fuß bildet eine kurze Säule, um die zwei Löwen lagern. Das Becken ist unten halbkugelig, gegen den Rand wird es polygon. Erste Hälfte des 16. Jahrhunderts. Kalkstein. H. des Fußes 0,47 m.
Holzbildwerke. i. Innen an der Wand an der Westwand. Kruzifix. Handwerklich. Erste Hälfte des 17. Jahrhunderts. Dreiviertellebensgroß. – 2. Innen an der Nordwand. Barock-Kruzifix um 1700. Lebensgroß.
Grabstein. Im Obergeschoß der Sakristei, als Fenstersohlbank eingemauert. Anna Hartmannsgruber von Steckenhof (bei Haselbach), gest. 29. März 1782, 78 Jahre alt. Solnhofer Stein. H. 0,56 m.
Monstranzen. Kupfer, vergoldet. 1. Barockschöpfung des späten 17. Jahrhunderts. Am Fuße in Vierpässen die Medaillonbildnisse der vier Evangelisten. Nodus vasenförmig. An dem von Trauben und Ähren durchzogenen Rankenwerk der Sonne des Nest des Pelikans und zwei Engel; oben St. Maria – 2. Frührokokoarbeit um 1730. Der Fuß hat symmetrisch geschweiften Grundriß, getriebenen Akanthus- und Bandwerkdekor und aufgelegte, versilberte Engelsköpfchen. Der Nodus ist vasenförmig. Um das herzförmige Ostensorium Ranken- und Bandwerk; oben Gottvater unter Baldachin; einige bunte Glaspasten.
Glocke. Am Hals zwischen Reifchen die zweizeilige Minuskel- Umschrift. Die Mantelreliefs. 1. St. Maria kommt in gleicher, jedoch gedrungenerer Gestalt auf einer Glocke von 1481 zu Obersaal vor. Sehr interessante Glocke der Spätgotik.
Lit. Mader: Kunstdenkmäler Bayerns (Band 20 Bogen)
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